Brave New World
Felix Fastenrath
Prof. Gert Trauernicht
Prof. Dr. Martina Fineder
Dipl. Des. Anne Kurth
20
Master
Forschungs- und Strategieprojekt
Kontakt hello@ffastenrath.comSich über Videosoftware zu unterhalten mag so aussehen, wie eine Konversation von Angesicht zu Angesicht, aber es fühlt sich anders an und auch die Botschaften, die wir senden möchten, werden ganz gewiss anders aufgenommen: Hardware und Software wirken als Filter, der jeden Aspekt der Kommunikation einzeln und unterschiedlich stark beeinflusst – Gestik, Mimik, Tonfall, Lautstärke, Timing. Dadurch geraten Kommunikationstechniken, die auf dem fein abgestimmten Zusammenspiel der Aspekte basieren, durcheinander und funktionieren nicht mehr so, wie wir es aus der Kommunikation in Präsenz gewohnt sind.
Die Übertragungsqualität und die technischen Werbeversprechen der Softwarehersteller machen es schwierig, zu begreifen, dass es sich um eine andere Form der Kommunikation handelt – erst mit dem Bewusstsein können aber neue Kommunikationstechniken entwickelt und erlernt werden.
Das hat Implikationen für die Gestaltung von Video- und anderer Kommunikationssoftware, die die Entwicklung neuer Techniken bestärken und damit die räumlich getrennte Kommunikation effektiver und angenehmer machen soll.
Das Streben nach immer naturalistischerer Übertragungsqualität sollte ersetzt werden durch Abstraktion, wo auf einzelne Aspekte verzichtet werden kann. Welche Kanäle wichtig sind und welche nicht, sollten Nutzer∗innen selbst je nach Format der Zusammenarbeit bestimmen können. Weiter sollte sich das Verständnis von Nähe von einem rein physischen zu einem thematischen oder kulturellen entwickeln. Indem eine gemeinsame kulturelle Basis gefördert und der nicht-berufliche Dialog mit den Kolleg∗innen bestärkt wird, werden gemeinsame Assoziationen und Bilder geschaffen, die in Präsenz Kommunikationstechniken wie Humor oder Anspielungen erst ermöglichen.